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add × Jahrestagung 2021

Making a Case for Sustainability in Accounting, Taxation and Control: Integration von Nachhaltigkeit in die finanzielle Berichterstattung am Beispiel der Value Balancing Alliance

Die Informationsbedürfnisse von Investoren und anderen Stakeholdern haben sich in letzter Zeit deutlich erweitert. Traditionell gab allein die finanzielle Berichterstattung Auskunft über Leistung und Erfolg von Unternehmen. Nun wird zusätzliche Transparenz sowohl über die Inanspruchnahme ökologischer und sozialer Ressourcen (‚Footprint‘) als auch über die Beiträge zum Erhalt von Umwelt und Gesellschaft (‚Handprint‘) gefordert. Daher stellt sich die Frage: Wie können finanzielle Berichtsgrößen aussagekräftig mit den Dimensionen einer Nachhaltigkeitsberichterstattung verzahnt und damit für Unternehmenskommunikation und  -steuerung zugänglich gemacht werden?

Ein derart neues Berichtsparadigma verlangt ein Modell für die Integration der unterschiedlichen Dimensionen von Werteverzehr und Wertschaffung. Einen der aktuellsten Vorschläge liefert hier die Value Balancing Alliance. Sie wurde 2019 von Unternehmen wie Bosch, BASF, der Deutschen Bank und SAP als industrieübergreifende Allianz ins Leben gerufen, um ein solches Modell zu entwickeln und praxistauglich zu machen.

Im Rahmen von add & profession 2021, der dritten, diesmal digitalen Jahrestagung unseres Studienschwerpunkts audit | digitization | data science (add | hhu) am 2. Juni 2021 hatten 165 Teilnehmer, darunter Studierende und Lehrende zahlreicher Hochschulen aus der DACH-Region sowie Praktiker aus DAX-Konzernen, Big4 und Next10 die Gelegenheit, sich mit dem Vorschlag der Value Balancing Alliance näher auseinandersetzen: Kann es tatsächlich gelingen, den gesamten Wertbeitrag von Unternehmen für die Gesellschaft transparent zu machen? Wo liegen die Herausforderungen, aber auch die Probleme? Welche Rolle kann und soll die Value Balancing Alliance im internationalen Diskurs um Nachhaltigkeitsstandards spielen?

Prof. Dr. Barbara E. Weißenberger, Inhaberin des Lehrstuhls für BWL, insb. Controlling & Accounting an der HHU, begrüßt die Teilnehmer im Namen der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V., die seit Ihrer Gründung ein Impulsgeber für Wissenschaft und Praxis ist. Sustainability, so Weißenberger, sei ein Querschnittsthema, das die gesamte BWL betreffe. Das Oberthema der dritten Düsseldorfer Schmalenbach-Lecture „Making a Case for Sustainability in Accounting, Taxation and Control“ sei besonders wichtig, „weil die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit in den Geschäftsmodellen bei allen Unternehmen oben auf der Agenda steht. Dafür werden neue Ansätze in Reporting und Controlling gebraucht, die nichtfinanzielle Transparenz schaffen!“, so Weißenberger weiter.

Christian Heller, als CEO der Value Balancing Alliance einer der Köpfe hinter dem Konzept, betont in seiner Keynote „Sustainability Accounting: Die Zukunft der Rechnungslegung für eine nachhaltige Wirtschaft“, dass eine integrierte Berichterstattung Voraussetzung sei, um Finanzmarkt und Gesellschaft die richtigen Informationen an die Hand zu geben. „Für robuste und vergleichbare Ergebnisse müssen die entsprechenden Erweiterungen in der Rechnungslegung von Unternehmen erfolgen“, so Heller. Kernversprechen der Value Balancing Alliance sei dabei, dass sie ein Sustainability Accounting entwickele und pilotiere, welches die Anforderungen der EU und die des Finanzmarktes erfülle und pragmatisch umsetze.

Thomas Birnmeyer, als Director Sustainability bei SAP unmittelbar verantwortlich für die Umsetzung der Vorschläge der Value Balancing Alliance für eine integrierte Nachhaltigkeitsberichterstattung, fasst es im anschließenden Vortrag „Von der Idee zum Impact“ so zusammen: „We want to change the way company performance is measured and valued. We can do it with a global measurement standard for disclosing the positive and negative impacts of corporate activity and guidance on how they can be integrated into business steering.”

Die konkreten Herausforderungen und Chancen bei der Integration von Nachhaltigkeit in die finanzielle Berichterstattung und die übergeordnete Frage, ob sich der Kapitalismus tatsächlich neu erfinden lässt, diskutieren Birnmeyer und Heller im Anschluss an Ihre Vorträge gemeinsam mit Prof. Dr. Rüdiger Hahn, Inhaber des Henkel-Stiftungslehrstuhls für Sustainability Management an der HHU, einem der führenden Wissenschaftler im Nachhaltigkeitsmanagement und -reporting.

Hahn betont, dass sich Unternehmen für ein erfolgreiches Sustainability Accounting nicht auf Faktoren beschränken dürften, die die eindeutig messbar seien. Zum Unternehmen gehörten auch Lieferketten und Kunden – daher stünden Daten und deren Qualität im Fokus, ergänzt Birnmeyer. Bezugnehmend auf die Reduzierung von CO2-Emissionen betont Heller: „Was jetzt implementiert wird, muss an ‚net zero‘ ausgerichtet sein. Das erfordert ein pragmatisches Vorgehen.“ Prof. Dr. Janine Maniora, Inhaberin der Professur für BWL, insb. Financial Accounting an der HHU fasst abschließend zusammen, dass die Gleichstellung finanzieller und nachhaltigkeitsbezogener Unternehmensinformationen gänzlich mehr als nur ein Trend sei, sondern vielmehr eine unabdingbare Notwendigkeit für die zukünftige Berichterstattung, um auch weiterhin entscheidungsrelevante Informationen für die Berichtsadressaten bereitzustellen. Unternehmen bräuchten daher einen Shift von der Profit- zur nachhaltigen Wertmaximierung.

Wir freuen uns über die positive Resonanz zu unserem digitalen Event und danken allen Gästen für ihre Teilnahme und die interessanten Beiträge. Unser besonderer Dank gilt unseren Speakern Christian Heller, Thomas Birnmeyer und Prof. Dr. Rüdiger Hahn. Wir freuen uns auf eine erneute Auflage im kommenden Jahr – dann hoffentlich wieder in Präsenz!

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